Offene Beziehung: No-Gos und Regeln

Sie denken darüber nach, eine offene Beziehung zu führen? Inzwischen sind Polygamie, offene Beziehungen und andere alternative Formen von Partnerschaft keine Seltenheit mehr. Es gibt jedoch auch hierbei Regeln zu beachten.

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Eva-Maria Hesse ist systemische Paar- und Familientherapeutin. Sie berät in ihrer Praxis in Nürnberg Singles und Paare sowohl zum Umgang mit Trennung und Krisen als auch zu Achtsamkeit, gelingender Partnerschaft und Resilienz. Als gefragte Expertin hält sie Vorträge und beantwortet in verschiedenen Medien Fragen zu Beziehungsthemen. Detaillierte Informationen finden Sie auf ihrer Homepage. 

Was ist eine offene Beziehung?

In einer offenen Beziehung entscheidet sich das Paar dafür, dass beide Partner sexuelle Beziehungen mit anderen Frauen und Männern eingehen dürfen. Die Beziehung wird nach außen geöffnet. Da diese sexuellen Abenteuer im Einverständnis beider Partner stattfinden, handelt es sich nicht um Fremdgehen. Wie genau die offene Beziehung gelebt wird, ist von Paar zu Paar unterschiedlich. Einige Partnerschaften oder Ehen beginnen traditionell monogam und werden später aufgrund von unterschiedlichen Bedürfnissen geöffnet. Andere Menschen wissen von Anfang an, dass sie nicht monogam leben möchten und suchen einen Partner, der diese Vorstellungen teilt.

„Eine offene Beziehung von der Definition her ist eine Beziehung, wo beide Partner besprochen haben, also auch klar das Einverständnis gegeben haben, dass sexuelle Kontakte außerhalb der Beziehung gelebt werden dürfen. Also dass es andere Sexualpartner geben darf.“- Eva-Maria Hesse

3 No-Gos in einer offenen Beziehung

Eine offene Beziehung bedeutet nicht, dass die Partner keine Gefühle füreinander haben. Das heißt, für die Partner gelten immer noch Regeln, die ihre Zweierbeziehung schützen. Wenn folgende Grundsätze missachtet werden, kann das das Ende der Beziehung bedeuten.

• Lügen – Das Konzept der offenen Partnerschaft basiert auf Vertrauen. Dadurch, dass Ihnen in der Beziehung so viel Freiraum gewährt wird, herrscht die Erwartungshaltung, dass Sie sich blind vertrauen können, denn Sie verbieten sich ja nichts. Wird trotz der vielen Freiheiten gelogen und das Vertrauen gebrochen, bedeutet das oft das Ende der Beziehung
• Ausnutzen – Ein weiteres No-Go ist, die Partnerschaft zu öffnen, nur um die Vorteile des Partners oder der Partnerin weiter zu genießen, sich aber nicht einschränken zu wollen. Wenn Sie sich nicht mehr lieben und nur aufgrund von Geld oder Gewohnheit zusammenbleiben, wird das Öffnen der Beziehung Sie auch nicht glücklich machen. Früher oder später kommt der oder die Ausgenutzte dahinter und beendet die Beziehung.
• Gefühle für andere entwickeln – In Abgrenzung zu polygamen Beziehungen basiert eine offene Beziehung immer noch auf einer monogamen Partnerschaft, in der emotionale Treue eine Rolle spielt. Mit anderen Leuten auf körperlicher Ebene Spaß zu haben, ist kein Problem, kommen jedoch Gefühle ins Spiel wird es schwierig, die Beziehung weiterzuführen.

„Es gibt eine hohe Gefahr, die andere Person trotzdem zu verletzen. Es ist im Leben nicht alles planbar und nicht kontrollierbar. Das ist so und man kann sich hundertmal vornehmen: Nur bis hierhin und nicht weiter. Aber das kann sich auch anders entwickeln. Also da ist einfach ein gewisses Risiko dabei und ich finde es einfach sehr, sehr wichtig in diesen offenen Beziehungen, dass man über die Frage spricht und sich über die Frage Gedanken macht, woher kommt dieser Wunsch?“ – Eva-Maria Hesse

5 Regeln, damit eine offene Beziehung funktioniert

Entgegen den Vorurteilen, dass es in offenen Beziehungen keine Regeln gäbe, ist es in dieser Beziehungsform besonders wichtig, zuvor klare Verhaltensvorschriften festzulegen.

„Es muss klar über Regeln gesprochen werden. Wie sieht es aus? Diese Transparenz muss da sein. Willst du es wissen oder willst du es nicht wissen? Wann willst du es wissen? Es braucht eine ganz hohe Kommunikationsbereitschaft und Offenheit in Bezug auf diese Absprachen. Das Paar muss die Fähigkeit haben, gut über Gefühle sprechen zu können und die Gedanken auch auszutauschen.“ – Eva-Maria Hesse

Denn die Vorschriften sind hier nicht so klar wie bei klassischen Beziehungen, aber dennoch wichtig, damit die Partnerschaft hält.

• Klären Sie, mit wem sexuelle Kontakte in Ordnung sind – Viele Paare vereinbaren etwa, dass Bekannte tabu sind. Andere bestehen auf lediglich einmalige Kontakte, um die Gefahr, sich zu verlieben zu eliminieren. Entscheiden Sie sich für eine feste Regel, damit es nicht zu Missverständnissen kommt und Sie sich nicht verletzten.
• Vereinbaren Sie, ob und wie genau Sie über andere Sexualpartner Bescheid wissen wollen – Tauschen Sie sich im Vorfeld darüber aus, damit es keinen Anlass gibt, darüber zu streiten.
• Legen Sie feste Tage für sich als Paar fest – Dadurch kommen Sie nicht in die Situation, dass Ihre Beziehung unter dem Kontakt zu anderen leidet. Ihre Priorität sollte weiterhin der feste Partner oder die Partnerin sein.
• Vereinbaren Sie Gefühls-Updates – Setzen Sie sich in regelmäßigen Abständen zusammen und tauschen Sie sich darüber aus, wie es Ihnen mit der Beziehung aktuell geht. Dadurch leben Sie sich nicht auseinander und haben nicht das Gefühl, dass der oder die andere sich durch die Erfahrungen mit weiteren Menschen von Ihnen entfernt.
• Seien Sie ehrlich zu sich und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin – Auch wenn das Beziehungsmodell für Sie nicht mehr passt oder Sie sich verliebt haben, sprechen Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin über Ihre Anliegen und versuchen Sie eine gemeinsame Lösung zu finden.

Fazit: Kommunikation ist der Schlüssel

In einer offenen Beziehung ist es besonders wichtig, dass Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin klare Regeln festlegen. Sie definieren einige Punkte, die in einer klassischen Beziehung meist durch gesellschaftliche Grundsätze wie Treue geregelt sind, neu. Lassen Sie dabei keinen Raum für Missverständnisse und seien Sie vor allem ehrlich.

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