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Angst davor sich zu binden– das definiert das Wort Bindungsangst ganz gut. Menschen, die unter dieser Phobie leiden, haben Probleme damit, sich in einer intimen und ernsten Beziehung wohlzufühlen. Doch woher kommt diese Angst und woran erkennt man sie? Dies und mehr haben wir für Sie zusammengefasst!
Josua Leibrich ist Psychologe und nebenberuflicher Autor. Als Einzel- und Paartherapeut arbeitet er mit verhaltens- und schematherapeutischen Methoden in Würzburg. Es ist ihm ein Privileg, Menschen zu einem positiven Selbstverständnis zu führen und gemeinsam innovative Wege zu einzuschlagen. Detaillierte Informationen finden Sie auf seiner Homepage.
Bindungsangst – Was ist das eigentlich?
Unter Bindungsangst verstehen wir die Angst vor einer exklusiven, intimen und liebevollen Beziehung. Menschen mit Bindungsangst fürchten sich so sehr vor Schmerz und Verlusten, dass sie sich ab einem bestimmten Zeitpunkt aus der Beziehung zurückziehen. Oftmals kommt es außerdem dazu, dass die Erwartungen des Partners oder der Partnerin zu immensen Druckgefühlen führen, die sich dann so stark auf die betroffene Person auswirken können, dass die ursprünglichen Gefühle fast verschwinden. Das tritt vor allem bei übermäßiger Nähe auf. Es lässt sich jedoch mit Studien schwer belegen, wie viele Menschen tatsächlich bindungsgestört sind, da die meisten Betroffenen sich der tatsächlichen Ursache ihrer Probleme oftmals nicht bewusst sind.
Ursachen für Bindungsangst
Bindungsangst gehört zu den sogenannten Angststörungen. Für diese gibt es auslösende Ursachen.
- Frühere Erfahrungen in der Kindheit: Bindungsangst entsteht vor allem in den frühen Jahren des Lebens. Es kann beispielsweise sein, dass die betroffene Person schlechte Erfahrungen in früheren Liebesbeziehungen gemacht hat oder sie durch eine bestimmte Kindheitserfahrung stark geprägt ist. Aber auch eine weniger enge Beziehung zu einem oder beiden Elternteilen kann zur Beziehungsunfähigkeit im späteren Leben führen. Betroffene machen also häufig die Erfahrung, dass ihre Eltern keine sichere Zuflucht der Sicherheit waren. Somit erscheint ihnen Abhängigkeit von einer bestimmten Person als etwas bedrohliches, auch in späteren Liebesbeziehungen.
„Wer zum Beispiel bereits durch das Elternhaus ein toxisches Beziehungsmuster vorgelebt bekommen hat, könnte Bindungsängste entwickeln. So werden Denkweisen wie: “Besser einen aggressiven Vater als gar keinen” zu „Besser Ärger in der Beziehung als allein sein.““ – Josua Leibrich
- Negative Erfahrungen in früheren Beziehungen: Bindungsangst entsteht auch im Erwachsenenalter. Eine traumatisch erlebte Trennung mit einem früheren Partner oder Partnerin kann zu Bindungsängsten führen.
„Vor allem vorherige, missglückte Beziehungen können tiefe Narben hinterlassen.“ – Josua Leibrich
- Geringes Selbstvertrauen und Wertschätzung: Viele Menschen, die an Bindungsangst leiden, haben ein Problem damit, sich selbst zu lieben und zu schätzen. Daraufhin fällt oftmals die Frage, wie eine andere Person sie lieben könnte. Schätzt man sich selbst nicht wert, fällt es einem daher gehend auch schwer, die Liebe anderer zu akzeptieren. Daraufhin lässt sich eine Bindung nur schwer aufbauen.
- Man will die Unabhängigkeit nicht aufgeben: Auch das Aufgeben der Unabhängigkeit ist für viele betroffene Personen der Bindungsangst ein Grund. Viele Männer und Frauen wollen ihr gewohntes Leben als Singles nicht einfach an die Wand hängen, da sie sich an die Unabhängigkeit gewöhnt haben und diese ungern aufgeben möchten. Deswegen lassen sie erst gar keine emotionale Nähe zu und haben dementsprechend Angst vor Beziehungen.
Bindungsangst erkennen: Das sind die Symptome
Bindungsangst ist für alle Betroffenen eine sehr individuelle, psychische Angelegenheit. Deshalb lassen sich die Symptome keinesfalls verallgemeinern und äußern sich sehr verschieden. Wir haben dennoch die bekanntesten Symptome zusammengefasst, an denen Sie bemerken können, dass Ihr Gegenüber eventuell an Bindungsangst leiden könnte.
- Die Person geht auf Abstand, wenn es zu nah wird: Ihr Partner oder Ihre Partnerin wird kühl und abweisend, wenn Sie ihm oder ihr körperlich sowie emotional zu nahekommen? Dann kann es sein, dass ihn oder sie die Bindungsangst plagt. Zu viel Nähe ist oft zu viel für Betroffene, da sie sich dann nicht frei und bedroht fühlen, obwohl gar keine richtige Gefahr herrscht.
- Die Person sucht Nähe, wenn es zu viel Distanz gibt: Da viele Gründe für Bindungsangst mit Abweisung in der Kindheit oder Jugend zu tun hat, wünschen sich Betroffene in ihrem Inneren eigentlich schon viel Nähe. Meist zeigt sich der Wunsch nach dieser Nähe genau dann, wenn diese nicht möglich ist. So gehen sie immer einen Schritt zurück, sobald der Partner oder die Partnerin ihnen zu nahekommt, gehen aber einen Schritt auf diesen oder diese zu, sobald er oder sie sich selbst zurückziehen möchte.
- Die Person kann mit Zukunftsplänen schwer umgehen: Da Menschen mit Bindungsängsten sich ungerne festlegen, haben sie auch Probleme damit, Pläne für die Zukunft zu gestalten. Das kann sich zum Beispiel dann auf gemeinsame Urlaube oder auf Familienfeste auswirken. Betroffene sind lieber spontan. So können sie sich immer wieder aus den Plänen zurückziehen und sind an nichts gebunden.
- Die Person hat Schwierigkeiten damit, auszudrücken, wie es ihr oder ihm geht: Auch das Ausdrücken von Emotionen und Gefühlen fällt Menschen mit einer Bindungsphobie unglaublich schwer. Dies lässt sich wohl damit begründen, weil Betroffene selbst einfach nicht genau sagen können, was mit ihnen los ist. Der andere Part der Beziehung fühlt sich in Gesprächen über diese Themen dann oft einmal schwächer und überlastet, da ständig nur genervte Aussagen wie “Ich weiß es nicht” oder “Es nervt mich” auf die Frage danach, wie es einem denn gehe, kommen.
Was gegen Bindungsangst hilft
Doch was hilft gegen eine Bindungsangst? Die wohl größte Herausforderung ist es, sich die Bindungsangst selbst einzugestehen. Hat die betroffene Person dies einmal geschafft, kann es eigentlich nur noch bergauf gehen, denn der schwierigste Schritt ist hiermit getan. Des Weiteren ist es eine große Hilfe, wenn man nicht versucht, die Bindungsangst alleine zu überwinden, sondern sich professionelle Hilfe in Form einer Therapie dazu holt. Außerdem können diese Tipps dabei helfen, die Angst vor Beziehungen zu überwinden:
- Sich Zeit lassen: Eine Phobie zu überwinden ist keine Sache von zwei Minuten. Man sollte sich nicht hetzen, die Angst vor Beziehungen zu überwinden, denn so schnell geht das nicht. Genauso sollte man sich auf keinen Fall so schnell es geht in eine Beziehung stürzen, weil man in dem Glauben ist, Konfrontation mit der Angst wäre die beste Möglichkeit, sie zu überwinden. Vielmehr ist es sinnvoll, eine Beziehung langsam nach und nach aufzubauen, ohne zu viel Druck zu verspüren. Im besten Fall hört man immer auf seine eigenen Gedanken und schaut danach, welches Tempo angemessen für einen erscheint.
„Wenn du an Bindungsängsten leidest, dann überstürze nichts in einer neuen Beziehung und erkenne deinen Wert, aber auch die Chancen deines Gegenübers – denn Beziehung ist eine proaktive Teamarbeit!“ – Josua Leibrich
- Dem Partner öffnen: Wenn man unter Bindungsangst leidet und in einer Beziehung ist, sollte man sich auf jeden Fall seinem Partner oder seiner Partnerin öffnen und mit ihm oder ihr darüber sprechen. Dies ist außerdem der erste Schritt in Richtung “Nähe zulassen”! Wenn man das Thema erst einmal angesprochen hat, kann man im weiteren Verlauf des Gesprächs dann nach Lösungen suchen. Ehrlichkeit ist in einer Beziehung immer von großer Wichtigkeit und wenn der Partner oder die Partnerin weiß, wie man fühlt, kann er oder sie einem beim Überkommen dieser Angst helfen.
- Am Selbstvertrauen arbeiten: Menschen, die sich nicht binden können, haben wie schon erwähnt oftmals Probleme mit ihrem Selbstvertrauen. Wenn Betroffene jedoch anfangen, an diesem Problem zu arbeiten, können sie der Angst viel besser entgegentreten und außerdem versuchen, sich selbst zu unterstützen und zu lieben
„Angst ist ein schlechter Ratgeber: Schau nicht auf all die möglichen Risiken, sondern schau welche Chancen vorliegen – denn darin liegen auch die Ressourcen für eine funktionierende Beziehung.“ – Josua Leibrich
Fazit: Die Angst muss nicht für immer sein
Die Bindungsangst zeigt sich vor allem durch die Vermeidung der Nähe. Jedoch sind Menschen soziale Wesen und haben ein natürliches Bedürfnis nach Bindung. Daher entsteht oft ein innerer Konflikt. Eine Bindungsangst ist jedoch nicht unheilbar. Durch Therapie, Selbstreflektion und vielen Gesprächen mit dem Partner oder der Partnerin, mit Freunden oder mit der Familie, ist es möglich, aus der Angst herauszubrechen!
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